Mit "Wenn und Aber"

...wenn ich von unseren Plänen erzähle, so ist die Reaktion, die ich am meisten liebe "Und was ist mit euren Kindern? Nehmt ihr die mit?" (ähm, ja!); dicht gefolgt von "DAS würden wir auch mal gern machen, wenn da nicht...." dies oder jenes wäre? Die Kinder? Der Hund? Das Haus? Das liebe Geld?

Und das soll jetzt gar nicht so klingen als mache ich mich darüber lustig, denn Zweifel habe ich natürlich auch. Ich wünschte, ich könnte das Gegenteil behaupten!

Wir haben vor genau einem Jahr ein Haus gekauft (-was in unserem Fall bedeutet, dass wir noch viele, viele Jahre daran zahlen werden). Ich bin mir leider nicht jeden Tag sicher, dass diese Reise für die Kids (oder uns) die beste Entscheidung ist. Außerdem haben wir eine Katze (um deren Versorgung wir uns allerdings schon gekümmert haben). Von dem ökologischen Fußabdruck, den wir mit den ganzen Flügen hinterlassen möchte ich gar nicht erst anfangen (zumal ich als begeisterte Veganerin bisher eher stolz auf meinen Abdruck war). Um meine Gedanken zu dem Thema zu ordnen, habe ich den Versuch gewagt, eine klassische pro/con Aufstellung zu machen...

pro

-gemeinsam Zeit verbringen

-als Familie zusammenwachsen

-fremde Kulturen kennenlernen

-Sprachkenntnisse nutzen (und auffrischen)

-Zeit und Raum für Spontaneität

-bewusst LEBEN

 

 

con

-wenig Zeit für sich selbst

-sich gegenseitig auf die Nerven gehen

-Freunde und Familie vermissen

-zu viele fremde Eindrücke

-Anstrengungen (Klima, Sprache, Unterkünfte...)

-der Fußabdruck....

 

 

 


...auch wenn die Listen schrecklich ausgeglichen aussehen- und sich zu jedem positiven Punkt mit Leichtigkeit ein negativer finden lässt, so scheint es mir doch, als seien die Punkte auf der pro-Seite Sicherheiten (wir WERDEN gemeinsam viel Zeit verbringen, fremde Kulturen kennenlernen, ...), während diejenigen auf der con-Seite eher diffuse Ängste sind, die eigene Komfortzone zu verlassen (..wenn wir den Fußabdruck beiseite lassen, den ich einfach nicht wegdiskutieren kann).

 

Die wahre Frage ist also die nach der Alternative: Will ich ein Leben, in dem jeder Tag (jede Woche) gleich aussieht? In dem ich jeden Mittwoch(-und das ist tatsächlich so) realisiere, dass "schon wieder Mittwoch" ist? Die Wochen rasen vorbei und ich genieße die Zeit, aber sie verschwimmt in meiner Erinnerung zu einem einzigen Brei. Und das ist einfach schrecklich.

Das Leben ist so etwas einzigartiges, merkwürdiges, wunderbares und wir haben dieses unglaubliche Glück, dieses Privileg, hier geboren zu sein, so unfassbar viele Möglichkeiten zu haben, dass ich mich nicht irgendwann auf dem Sterbebett fragen möchte, was ich mit diesem Leben gemacht habe. 

Folgendes habe ich irgendwo gelesen und es hat mir sehr gut gefallen: Kein Mensch denkt sich auf dem Sterbebett "Ach, wär ich doch nur länger im Büro geblieben." Es ist die gemeinsam verbrachte Zeit mit Menschen, die uns nahestehen, die uns glücklich macht. Es sind bestandene Abenteuer. Es ist das Erstaunen über die Schönheit um uns. Zumindest für mich ist das so. Ich will damit nicht sagen, dass eine Weltreise die einzige Möglichkeit ist, diese Punkte zu realisieren, aber es ist definitiv EINE.

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