Downside

Obwohl wir jetzt erst eine Woche hier sind, kann ich mir gut vorstellen, dass wir in 3 Monaten heilfroh sein werden, Asien zu verlassen, oder zumindest wenn wir in 3 Wochen Thailand den Rücken kehren. Aber vielleicht liegt das auch nur an meiner augenblicklichen Stimmung.

Wir hatten in Bangkok so viel Glück mit unserem Zimmer und haben inzwischen so viel Schönes gesehen, dass ich von unserem Hotel in Chiang Mai auf den ersten Blick schwer enttäuscht war. Die Zimmer sind dunkel und muffig, die Bäder nur halb funktionsfähig und schimmlig und die Matratzen sind steinhart. Andererseits muss ich zugeben, dass das Gebäude irgendwie auch ganz ursprünglich-romantisch ist. (Ich habe nach einem passenden Adjektiv gesucht, aber mir fällt keins ein, seht dann einfach selbst auf den Fotos.) Außerdem ist natürlich der Pool unbezahlbar für die Kinder, um sich zwischendurch auszutoben und die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Im Hotelrestaurant gibt es außerdem eine ganze Reihe vegetarischer Gerichte. Also soweit alles im halbgrünen Bereich.

Abgesehen davon scheine ich leider mit der Thai-Mentalität nicht wirklich klarzukommen. Oder mit der Tatsache, dass einem hier JEDER irgendetwas aufschwätzen will, einen über den Tisch ziehen will und jedes Lächeln – falls man mal eins sieht – so unecht ist, dass ich viel lieber darauf verzichten würde. Und das obwohl ich sonst immer der Meinung bin, dass ich viel lieber ein unechtes Lächeln sehe und einen netten Spruch höre als eine ehrliche schlechte Laune zu ertragen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie schlecht den Menschen hier das Lächeln gelingt. Außerdem ist es, wenn man irgendetwas nicht möchte (das Taxi, das teurere Essen, irgendwelchen Schrott, den wir nicht brauchen, nicht bezahlen können, nicht transportieren können oder einfach nicht wollen), mit der „Höflichkeit“ ganz schnell vorbei. Und da wir ja mit recht knappem Budget unterwegs sind, passiert uns das gefühlte hundert Mal am Tag. Ich kann die Menschen hier durchaus verstehen. Für sie sind wir steinreich und wären wir nur im Urlaub hier, würden wir uns bestimmt viel mehr leisten. Aber auch wenn wir mehr Geld ausgeben könnten mag ich das Gefühl nicht, nur als Kuh gesehen zu werden, die gemolken werden soll.

Die Vermieterin unserer Wohnung in Bangkok hatte mir erzählt, dass die Stimmung in Thailand im Moment sehr schlecht ist, da es viele neue Gesetze gibt beziehungsweise, dass ein Verstoß gegen Gesetze, die schon länger existieren im Moment rigoros bestraft wird. So ist zum Beispiel das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit hier stark eingeschränkt – ein Freund von ihr wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, weil er sich mit fünf anderen (Freunden und Familie) getroffen und mit ihnen über die politische Situation diskutiert hat. Solche Dinge sowie die unsichere politische Situation führen angeblich im Moment dazu, dass viele Thailänder nur noch an sich selbst und ihren eigenen Vorteil denken. Verständlich. Die Stimmung drückt mir dennoch aufs Gemüt. Passend zu meiner Stimmung macht heute auch endlich mal die Regenzeit ihrem Namen alle Ehre. Seit Stunden regnet es ununterbrochen und kein Ende ist in Sicht. Naja, endlich mal Zeit, sich in Ruhe um etwas Schularbeit zu kümmern, zu spielen, und schon wieder am Blog zu schreiben.