Schule

Ich werde häufiger gefragt, wie wir das machen mit der Schule - sowohl von Freunden und Bekannten in Deutschland, als auch von Reisenden, die wir unterwegs kennenlernen.

Da es gerade früh am Tag ist, die Kinder noch schlafen, und ich denke, dass sich mit unserer Ankunft in Hua Hin (eigene Wohnung, hoffentlich mit Tisch, wenige Sehenswürdigkeiten) einiges ändern wird (muss?), hier ein Abriss über die ersten drei Wochen:

Um es gleich vorweg zu nehmen: klassische Schule unterwegs ist schwieriger durchzusetzen als ich dachte. Ich hatte damit gerechnet, dass man vielleicht viermal pro Woche 1-2 Stunden ganz klassisch Mathematik, Englisch und Deutschunterricht in den Tagesplan einbeziehen könnte - bisher werden wir diesem Anspruch nicht gerecht. Zu viel gibt es zu sehen und zu tun - und bei diesem Klima hier komme ich nicht umhin, den Kindern nach (oder vor) einem Tag Sightseeing ein paar Runden durch den Pool zu gönnen, statt mich um ihre Schulbildung zu kümmern. Und ich gebe es zu: an manchen Tagen sind selbst wir Großen so platt, dass wir einfach keine Lust darauf haben.

Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass die Jungs gar nichts lernen, also wollte ich hier mal zusammenschreiben, was die ersten drei Wochen so passiert ist.

SPORT: Hier liegt der Fokus ganz klar auf Bewegung im Wasser ;-)

Während Luca ja schon vor unserer Reise prima schwimmen konnte, war Leo immer eher wasserscheu. Das hat sich hier komplett gegeben. Luca hat ihn mit viel Geduld in Kopfsprung, Weitschwimmen, Weittauchen und Tieftauchen trainiert. Mehr als das in einer Stunde Schulschwimmen pro Woche möglich wäre.

KUNST: Die Jungs malen und zeichnen schon immer gerne. Hier haben sie einen Youtube Kanal mit Zeichenunterricht für Kinder entdeckt, mit dem sie lernen, Comicfiguren zu zeichnen. Das macht ihnen sehr viel Spaß und die Ergebnisse sind beeindruckend. (Was mir besonders gefällt: die Unterrichtssprache ist Englisch!) Außerdem haben die Kinder sich von ihrem Taschengeld Buntstifte gekauft, weil ihnen die Stifte, die ich eingepackt hatte nicht gereicht haben. Zu unseren Ausflügen in die Natur mussten diese dann natürlich immer mit - und es wurden lauschige Plätze zum Zeichnen der Umgebung gesucht.

ENGLISCH: Schon vor unserer Abreise habe ich beide Jungs bei babbel angemeldet - und sie haben damit mit viel Freude Englisch gelernt. Hier wollte ich vorwiegend mit Lucas Englischbuch arbeiten, was sich aber als schwierig gestaltet, da das Buch auf der Cornelsen Plattform scook immer total zerstückelt und ich keine Möglichkeit habe, die Hörtexte abzurufen. Also habe ich beiden babble um 12 Monate verlängert. Luca liest außerdem gerade "Diary of a Wimpy Kid" (Gregs Tagebuch) und wenn wir mal dazu kommen, einen Film zu sehen, gibt's den halt auch nur auf Englisch.

Nicht zu vergessen, dass beide Kinder natürlich auch im täglichen Leben Englisch sprechen, wenn sie nach ihrem Namen,  Alter, Herkunft gefragt werden, sich Essen besorgen oder nach dem Weg fragen. 

ERDKUNDE: Die Kinder finden Thailand, Malaysia und überhaupt alle Länder und Städte, die wir bereisen werden auf der Weltkarte und haben hier in Thailand eine Vorstellung von Entfernungen, Bevölkerungsdichte, etc. (lustigen Grafiken über Thailand im Vergleich zu Deutschland in einer GEO sei Dank). Außerdem habe ich beiden die app Seterra spendiert, mit der sie mit Begeisterung zum Beispiel deutsche Bundesländer wiederholt oder Weltflaggen gelernt haben. Sie versuchen sich ständig gegenseitig in der Geschwindigkeit und Anzahl der richtigen Antworten zu schlagen. Sehr cool!

MATHEMATIK: Für Leo haben wir sein Mathematik Arbeitsheft mitgenommen, das er selbstständig durcharbeitet, wenn wir einen Tisch oder sonst Möglichkeit dazu haben. Für Luca haben wir das Mathebuch eingesteckt, aus dem er einige Aufgaben rechnet. Außerdem war er interessiert an Geometrie, so dass er ein bisschen zeichnen durfte. Im täglichen Leben müssen wir permanent durch 40 dividieren, um eine Vorstellung von Preisen in Euro zu bekommen :-D.

DEUTSCH: Für beide Kinder haben wir das jeweilige Deutsch Arbeitsheft mitgenommen. Allzuviel ist hier aber noch nicht passiert. Luca hat das Buch "Löcher" gelesen und mir erzählt, was darin vorkommt. Jetzt will Leo es lesen. Außerdem schreiben die Jungs relativ regelmäßig Tagebuch und ab und zu einen kurzen Artikel in ihren Blog. Das könnte tatsächlich mehr sein...

SACHUNTERRICHT: ...ist hier natürlich unsere starke Seite. Im Jim Thompson Haus haben wir viel über thailändische Geschichte und Kultur gelernt, aber auch wie Seidenfäden hergestellt werden; wir haben Papier aus Elefantenkot gemacht, gemeinsam gekocht, Tempelanlagen besichtigt, Elefanten gefüttert und gebadet, aber auch etwas über ihre Rolle in der thailändischen Tradition gelernt. Auch haben wir hier Zeit, Spinnen beim Spinnen ihrer Netze zuzusehen und Eidechsen beim Jagen von Kleinstlebewesen, um dann den Fragen, die uns interessieren im Netz nachzugehen. Es ist offensichtlich, dass diese Liste ständig länger wird.

RELIGION: Im Moment liegt unser Fokus aus offensichtlichen Gründen auf dem Buddhismus. Wir haben Geschichten über das Leben Buddhas und diverse buddhistische Gleichnissen gelesen sowie etwas über die 4 edlen Wahrheiten gelernt. Da hier überall Elefantenstatuen verkauft werden, habe ich den Kindern auch die Geschichte von Ganesha, dem elefantenköpfigen Gott im Hinduismus erzählt. Besonders Leo kann von Ganesha nicht genug bekommen, sucht sein Abbild und das Shivas auf sämtlichen Straßenmärkten und möchte die Geschichte immer wieder hören..

Wenn ich mir das hier so anschaue, ist das gar nicht so wenig, wie ich befürchtet hatte.. Trotzdem werden wir uns nächste Woche wohl mal etwas intensiver um den Schulstoff kümmern- wenn's klappt ;-)