Badeurlaub Hua Hin

 

Zu Hua Hin hatte ich mich schon informiert, als wir noch darüber nachdachten unser gesamtes Sabbatjahr (unter anderem aus Kostengründen) in Südostasien zu verbringen. Für Hua Hin sprach zu dieser Zeit, dass es der wettersicherste Badeort Thailands ist- ein nicht zu unterschätzendes Argument, wenn man seine Reise zur hiesigen Regenzeit beginnt- und dass es deshalb insbesondere bei den Thailändern ein beliebtes Urlaubsziel ist. Nachdem wir dann eine größere Reise planten, kam ich wieder auf Hua Hin zurück, da es auf der Bahnstrecke nach Malaysia liegt. Als ich außerdem über airbnb diese nette Wohnung mit zwei Pools sah, war die Entscheidung getroffen: eine Woche Badeurlaub in Hua Hin!

 

Wir genossen es sehr, wieder eine Wohnung zu haben, mit zwei Schlafzimmern und einer „Wohnküche“. Morgens ausschlafen, gemütlich frühstücken, ans Meer oder an den Pool, nach dem Mittagessen etwas Schule und Gitarrenunterricht (Michael macht das ganz toll und die Jungs streiten sich immer, wer mit „Musik“ anfangen darf). Dann zum Abendessen entweder auf einen der zahlreichen Märkte, die hier teilweise sehr hübsch und mit Livemusik sind oder in den Foodcourt einer Mall, und wenn die Jungs im Bett sind, endlich mal wieder fernsehen- entweder Kochsendungen auf dem Asian Food Channel oder die hier gekaufte erste Staffel von Breaking Bad, alles mit der guten Ausrede, unser Englisch aufzupolieren ;-)

 

Natürlich haben wir auch einen Strandspaziergang zu dem Tempel gemacht, der am Ende „unseres“ Strandes liegt, und wo mal wieder unglaubliche Mengen Affen leben. Viel mehr ist in dieser Woche aber tatsächlich nicht passiert. Wir werden langsam träge- es wird Zeit, dass es weitergeht!

 

Entgegen meiner Vorhersage bin ich nicht zutiefst erleichtert oder gar glücklich, dass wir Thailand nun verlassen. Wir haben hier sehr viele sehr freundliche Menschen getroffen und gelernt, auch bei aufdringlichen Verkäufern und Taxifahrern immer höflich zu bleiben. In Hua Hin stellte sich das Problem sowieso nicht mehr, da man überall mit einem öffentlichen Kleinbus hinkommt, auf den man jederzeit zusteigen kann. Preise auf den Märkten stehen hier immer fest und müssen nicht verhandelt werden. Ich finde es fantastisch, dass man in Thailand immer und überall etwas zu essen bekommt- und das so unfassbar günstig. Ich selbst kann das zwar erst seit dem veganen Festival so richtig genießen, finde das Gesamtkonzept, dass man sich nie Sorgen machen muss, Hunger zu leiden aber natürlich prima.

 

Was mich an Thailand besonders fasziniert und teilweise auch erschreckt, sind die großen Gegensätze, die einem auf Schritt und Tritt begegnen. Zum einen natürlich zwischen arm und reich: Wir wohnen hier in einer hübschen Wohnung mit Pools und Security – und auf dem Bürgersteig direkt vor dem Haus lebt eine fünfköpfige Familie auf der Ladefläche eines Pickups, auf der sie tagsüber Melonen und Ananas verkaufen. Seit gestern ist dort auch ein Schwein angebunden, das nun halb auf dem Bürgersteig steht. Nachts wird der Pickup samt Schwein mit einem breiten Plastikzaun umwickelt- und fertig ist die Wohnung. Bleibt noch hinzuzufügen, dass der Vater der Familie gut Englisch spricht und alle sehr höflich sind und für diese Lebensverhältnisse geradezu unglaublich gepflegt aussehen.

 

Nicht so erschreckend aber dafür umso kurioser für uns ist der Gegensatz zwischen etwas, das wir wohl als „prüde“ bezeichnen würden auf der einen Seite und einer großen Offenheit auf der anderen Seite. Überall wird man zum Beispiel darauf hingewiesen, an Pools nicht zu leicht bekleidet zu sein, „oben ohne“ ist ganz klar verboten. Öffentlich Zuneigung zu bekunden ist ein absolutes No-Go - ich habe in unserer gesamten Zeit in Thailand höchstens Touristenpärchen Hand in Hand gesehen – so etwas wie Küssen in der Öffentlichkeit kann ich mir hier gar nicht vorstellen. Dafür sieht man andererseits verhältnismäßig viele Männer mit Frauenfrisuren, Schmuck und ordentlich geschminkt. Vom Zugbegleiter zum Verkäufer in einem der vielen Einkaufszentren ist das offensichtlich in Thailand kein Problem. In Deutschland würden sich das meiner Meinung nach nicht viele trauen. Da ist es dann bei den Deutschen glaube ich recht schnell vorbei mit ihrer Offenheit.

 

Die meisten Gegensätze (wie zum Beispiel zwischen hochmodernen, durchdesignten Einkaufszentren und klassischen Märkten) fallen aber wahrscheinlich unter die Kategorie arm-reich. Besonders den Kindern macht dieser Unterschied manchmal schwer zu schaffen. Beide haben schon gefragt, ob es in Malaysia auch so viele arme Menschen gibt und Leo hat sich angewöhnt, jeden Abend zu betonen, wie dankbar er für sein gemütliches Bett ist. Insgesamt ist Dankbarkeit natürlich für uns alle angesagt- ganz besonders in unserer privilegierten Situation…

 

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Kommentare: 3
  • #1

    opa (Dienstag, 11 Oktober 2016 18:58)

    Es ist schön, wieder von euch zu hören. Ich finde es toll, dass die Kinder ein Gespür dafür entwickeln, dass es Menschen gibt, die sehr viel ärmer sind als sie, dass es nicht selbstverständlich ist, sich abends in ein Bett legen zu können usw. Die Aussage Leos erstaunt mich sehr positiv.

  • #2

    Jane (Mittwoch, 12 Oktober 2016 09:35)

    Ui, da sind sie wieder! Wie schön! (Die zwei boxenden Affen sind ja herrlich, grins! Und das vor einem Tempel...)

  • #3

    Heiner Stephan (Mittwoch, 12 Oktober 2016 23:09)

    Hi Alex,
    Endlich finde ich mal wieder Zeit für den Blog.
    Das mir den Gegensätzen kann ich sehr gut nachvollziehen.
    Damals als ich für 1 Jahr in Thailand war ging es mir genauso.
    Kommt Ihr auch durch Indien? Denn dort ist es noch unvorstellbar extremer, was die Gegensätze von Reich- und Armut betrifft.
    Die Welt ist doch überall faszinierend! Oder?
    LG
    Heiner