Georgetown

Blick aus dem Fenster unseres Hostels


Die Entscheidung, nach Georgetown zu fahren trafen wir relativ spontan, als uns bewusst wurde, dass wir Thailand schleunigst verlassen mussten, um die ohne Visum erlaubten 30 Tage Aufenthalt nicht zu überschreiten. Gerade noch rechtzeitig kamen wir in Malaysia an- aus zwei Gründen:

Erstens mussten wir bei der Ausreise aus Thailand nur 1000 Baht Strafgebühr zahlen (dadurch dass der Zug erst morgens in Malaysia war, hatten wir es doch geschafft, den 31. Tag in Thailand anzubrechen), und

zweitens kamen wir so genau am 13. Oktober in Malaysia an, dem Tag, an dem der thailändische König Bhumibol starb.

Der 88-jährige Monarch, der nun nach langer Krankheit verstarb war das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Und obwohl er keine politische Macht hatte wurde er doch von der Bevölkerung zutiefst verehrt. Wie ich schon geschrieben hatte, begann in Thailand jede Veranstaltung (zum Beispiel Kinofilme) mit der Königshymne, bei der man aufstand, um dem König Respekt zu erweisen. Generationen von Kindern haben ihm in der Schule täglich Treue geschworen. Bhumibol galt als Garant für die politische Stabilität Thailands. Nun sollen 30 Tage alle Flaggen auf Halbmast wehen, Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes wird empfohlen, ein Jahr schwarz zu tragen und natürlich sollen auch Thailand-Urlauber Rücksicht auf die Trauer der Bevölkerung nehmen und auf spaßige Freizeitaktivitäten verzichten. Auch wenn wir vorwiegend nicht wegen "spaßiger Freizeitaktivitäten" reisen bin ich froh, dass wir diese Trauer nicht mehr miterleben müssen.


Jetzt verbringen wir also 4 Tage in der Hafenstadt Georgetown auf Penang. Das Besondere an Georgetown ist, dass die ganze Bevölkerung von Zuwanderern abstammt. Diese ethnische Vielfalt führte dazu, dass Georgetown 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Und tatsächlich ist die Stadt wunderbar bunt. Es gibt ein kleines Chinatown, ein Little India - und eine Wanderausstellung von UNITED BUDDY BEARS, in der 143 Bären ihre Länder repräsentieren und für Toleranz und Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen stehen.

Man sieht viele Frauen mit Kopftuch und hört Gesang aus den Moscheen; es gibt buddhistische und hinduistische Tempel, in denen Opfer in Form von Blumen oder Räucherwerk dargebracht werden und in Little India ohrenbetäubende indische Musik, den Duft typischer Gewürze sowie unüberschaubar viele Geschäfte mit Saris und Schmuck. Und obwohl ich zu Beginn schockiert war, wie verwahrlost und häufig unbewohnbar die meisten Gebäude sind, beeindruckt doch das Bunte, das Vielfältige, das Schöne.

Wirklich schön ist hier auch, dass man sich durch die vielen unterschiedlichen Kulturen nicht so sehr wie ein Tourist fühlt. Wir haben mit den Menschen hier in den ersten zwei Tagen schon sehr nette und unterhaltsame  Erfahrungen gemacht, zum Beispiel als wir für Michael eine neue Brille gekauft haben. Der Service war fantastisch, die (Gleitsicht!-)Brille innerhalb von 12 Stunden fertig, und Michael noch nie so zufrieden mit einer neuen Brille. Das Beste aber war, dass wir in dem Geschäft aufgenommen wurden wie Gäste. Es gab Getränke, Tipps zu typischen Speisen und fürs Sightseeing und Michael wurde von einem Angestellten des Ladens zum Busbahnhof und einem Lebensmittelgeschäft geführt. Eine der Mitarbeiterinnen hatte 3 Monate in Wiesbaden gelebt und dann zwei Jahre in Wien. Wir haben viel geredet und zum Abschied noch einen sehr leckeren Karottenkuchen mit auf den Weg bekommen.

 

Die chinesischen Einwanderer bauten ihre Häuser auf Stelzen ins Meer statt an Land, damit sie nicht "des Landes verwiesen" werden konnten.


Dennoch gibt es natürlich auch ein Chinatown in der Stadt.


In Little India gibt es das leckerste Essen.


Streetart - überall!


Auch unser Hostel ist ein kleines Kunstwerk...

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Kommentare: 6
  • #1

    opa (Sonntag, 16 Oktober 2016 19:08)

    Ich bin immer wieder begeistert von den doch sehr persönlichen Bildern und deiner Art der Beschreibung, Alex. Und dann freue ich mich auch über solche "Kleinigkeiten" wie Michaels gelungenen Brillenkauf und den tollen Service, ganz einfach, die schönen Erlebnisse, die ihr habt.

  • #2

    Heiner Ole (Montag, 17 Oktober 2016 08:25)

    Hallo Ihr Reisenden,
    ein Tag Verspätung- zeig vielleicht das Ihr mehr und mehr der deutschen Pünktlichkeit entkommt. Und in der Lebenszeit ankommt. ?
    LG
    Heiner

  • #3

    Heiner De Ole (Montag, 17 Oktober 2016 23:05)

    Alex,
    Deine Art zu schreiben finde ich super schön.
    Vielen Dank! Ich wünsche Euch weiterhin viele schöne Momente. Über die Du dann- wie sollte es anders sein - wieder schreiben kannst.
    Ach wie selbstlos ich doch bin.

  • #4

    Katharina (Dienstag, 18 Oktober 2016 17:48)

    Zum thailändischen König kam gestern die Frage wie lange er regiert hat bei uns im
    Pubquiz. Hatte mir nur irgendwas mit 80 gemerkt. War leider falsch, an der Macht war er nur 70 Jahre...

  • #5

    Alex (Dienstag, 18 Oktober 2016 18:02)

    ..da muss er ganz schön jung gewesen sein..
    Nach allem was ich gelesen habe war er wohl ein ziemlich pfiffiger König..

  • #6

    Julius, Fabi und Alex (Mittwoch, 19 Oktober 2016 20:10)

    Fabian: ein Foto sieht aus als sei der Bauch vom Elefant ein Popo. Ist das wirklich so?
    Alex: Ich finde die Streetart toll. Sollten wir hier auch öfter haben. Manchmal mussten wir mehrfach hinschauen um zu erkennen was es darstellt. Echt cool.
    Julius findet es Wahnsinn, dass die Möbel und alles andere in dem Hostel aus Pappe sind und die Beanspruchungen überstehen.