Penang Hill

Eine Fahrt mit der Standseilbahn auf den Penang Hill ist DIE must-do Attraktion hier auf Penang, wobei es sich bei der Attraktion wohl eher um die Fahrt an sich handelt, als um einen Besuch des höchsten Berges der Insel. Oben angekommen gibt es eine Aussichtsplattform, von der man schön über die Insel und das Meer blicken kann, einen süßen, kleinen indischen Tempel, eine Moschee, sowie die hier unvermeidlichen foodcourts. Da wir an den anderen "Attraktionen" (ein Eulenmuseum!?!?, ein 5D Kino und irgendein "Spaßland") nicht wirklich interessiert waren, haben wir uns erst einmal in einem der foodcourts mit riesigen Eisbechern gestärkt, bevor wir zu den Tempeln weiterzogen und einen Weg in den Dschungel suchten, der auf Penang Hill besonders gut erhalten sein soll.

Ein Weg in den Dschungel war nicht leicht zu finden. Wie schon in Thailand, so scheint auch in Malaysia die Fortbewegung zu Fuß nicht wirklich zu existieren- in den Städten gibt es kaum Bürgersteige, man läuft ständig Gefahr, von Autos oder Mopeds überfahren zu werden, und auch auf Penang Hill gab es zwar an der Seilbahnstation eine Art Umgebungskarte, auf der Trails eingezeichnet waren, aber diese hatten weder Start- noch Endpunkt und auch auf der Bergspitze waren weder Hinweisschilder zu den Pfaden noch sonstige Markierungen zu finden. Am Ticketschalter hatte sich der Verkäufer hartnäckig geweigert, uns Karten für eine einfache Fahrt zu verkaufen, mit der Begründung, es gebe an der Bergstation keine Tickets und der Abstieg sei mit mindestens zwei Stunden viel zu weit, um ihn zu Fuß zu bewältigen. 

Nach viel erfolglosem Fragen und Umherirren, liefen wir also erst einmal eine Straße bergab. Die Straße war wegen der Steigung von 30% nur für Jeeps befahrbar - Baustellenfahrzeuge, die sich gelegentlich den Berg hochquälten, taten das mit viel Lärm und Gestank oder landeten im Straßengraben, was für noch mehr Lärm und Gestank sorgte. Nach einer guten Stunde anstrengenden Fußmarschs trafen wir zwei Australier, die in die andere Richtung unterwegs waren und einen Wanderweg von Penangs größtem Park Richtung Penang Hill gefunden hatten. Nun standen sie an der Straße und fragten sich, wo ihr Weg wohl weitergehen würde. Zu unserem Glück konnten sie uns aber zeigen, aus welcher Richtung sie kamen, und erklärten uns, dass wir nach einer guten Stunde auf eine Art Cafe mit Fitnessgeräten stoßen und nach einer weiteren halben Stunde den Park erreichen würden. Obwohl sie uns davon abrieten, den Weg mit Kindern zu gehen, wollten wir ihn uns doch wenigstens einmal ansehen. Wir waren begeistert. Der Weg war zwar teilweise von Bachläufen nicht zu unterscheiden und es war nicht immer klar, in welche Richtung wir gehen mussten (oft ging es bergauf statt bergab), aber es gab so viel zu sehen, dass die Kinder gut mitmachten. Auch meine Angst, dass wir uns rettungslos verlaufen würden, konnte ich weitgehend verdrängen. Dennoch war ich sehr froh, als wir endlich auf eine Art Behausung und Menschen stießen.

Natürlich hatten wir nicht mit einem Cafe im europäischen Sinn gerechnet... dennoch hatte ich den Kindern einen Eistee oder zumindest irgendein anderes kühles Getränk in Aussicht gestellt. Was uns aber erwartete war etwas ganz anderes: ein Fitnessstudio mitten im Urwald! Nur über einen schmalen Pfad zu erreichen, und mindestens eine halbe Stunde Fußmarsch von jeglicher Zivilisation (dem Penang Park) entfernt. Auf einem Herd aus Stein standen 5 Kessel über dem Feuer. Einer mit Tee, einer mit Kaffee und die anderen mit heißem Wasser. Man konnte sich eine Blechtasse nehmen, etwas Tee oder (gesüßten) Kaffee durch ein kleines Sieb abseihen und mit Wasser verdünnen. In einer großen Blechdose gab es zwiebackähnliche Kekse, von denen man sich bedienen konnte. Daneben und auf einer Art Terrasse standen ziemlich verrostete Fitnessgeräte und man konnte seine durchgeschwitzten T-Shirts an einem Wasserhahn waschen und auf einen der zahlreichen Kleiderbügel hängen. Sogar eine Art Toilette gab es. Ich genoss einen sehr leckeren Kaffee, die Jungs konnten sich wenigstens mit ein paar Keksen stärken.

Dann konnte es weitergehen. Nach einer guten halben Stunde steilen Abstiegs kamen wir in den Penang Park. Dieser riesige Park war früher unter dem Namen Youth Park bekannt, und tatsächlich gab es hier endlich einmal einen großen Spielplatz (den ersten ernstzunehmenden Spielplatz auf unserer Reise - und wir haben uns wirklich an jedem Ort bemüht, einen zu finden), einen riesigen Wasserspielplatz mit mindestens drei Schwimmbecken, eine Schlittschuhbahn, große Rasenflächen zum (Fuß-)Ballspielen, Toiletten und die Möglichkeit, sich kalte Getränke und Snacks zu kaufen. Da wir durch unsere spontane Wanderung ja kein ernstzunehmendes Mittagessen gehabt hatten, stärkten wir uns mit eiskalten Softdrinks, Nüssen, Chips und Eis und gönnten den Jungs eine Pause auf den Klettergerüsten - offensichtlich waren sie durch unsere Wanderung nicht so ausgepowert wie wir Großen. 

Nach einer weiteren knappen Stunde Fußmarsch kamen wir endlich zur nächsten Bushaltestelle, deckten uns noch "schnell" mit Lebensmitteln ein und freuten uns, als wir uns "Zuhause" in den Pool sinken lassen konnten.

Nachtrag: einen Tag später leiden wir alle unter schrecklichem Muskelkater.

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Kommentare: 3
  • #1

    Gerhard (Samstag, 22 Oktober 2016 22:16)

    Spannendes Abenteuer. Und gute Kondition!

  • #2

    Alex (Sonntag, 23 Oktober 2016 05:00)

    Mir tut jetzt noch alles weh!
    ..aber das war es wert! (-:

  • #3

    Julius (Freitag, 28 Oktober 2016 20:59)

    Schade das ihr keinen Wanderweg auf dem Penang Hill gefunden habt. Dafür habt Ihr dann ja einen schönen "Wanderweg" gefunden. Ich hoffe Ihr habt den Muskelkater gut überstanden.