Cameron Highlands

Michael liebt die Berge- und den Urwald. Es war also klar, dass wir die Cameron Highlands besuchen würden. Wir hatten uns hier im Gebäude nach einem Bus zu den Highlands erkundigt und uns zu einer Hin- und Rückfahrt mit einem "Van" überzeugen lassen (-nachdem wir den Preis etwas runtergehandelt hatten, beziehungsweise abgelehnt hatten, zu dem ursprünglich genannten Preis zu reisen). Was wir bekamen war allerdings etwas komplett anderes. Was wir bekamen war "Mike" oder "Uncle Mike", wie er von den Kindern genannt werden wollte.

"Uncle Mike" holte uns also bei unserer Unterkunft ab (kein Van, aber immerhin hätte man das Auto zu einem 7 Sitzer umbauen können) - und ließ uns seither (4 Tage) nicht mehr aus den Augen. Dass ich jetzt hier sitze und schreibe liegt eigentlich nur daran, dass die drei Männer platt sind - mit Halsschmerzen, Ohrenschmerzen und einfach aufgrund von Schlafmangel...aber der Reihe nach:

Mike holte uns also um 10 Uhr ab, um uns zu den Cameron Highlands zu bringen. Auf dem Weg dorthin wollte er uns allerdings erst einmal die "Jungle People" zeigen und wie man im Dschungel lebt. Wir fuhren also über Schotterpisten durch wilden Wald und lernten, dass die "Jungle People" seit einigen Jahren vom Staat finanziell unterstützt werden und deshalb wieder mehr Menschen Richtung Urwald ziehen - viele in Bambushütten auf Stelzen, manche aber auch in Steinhäuser. Es gibt eine Schule und einen großen (gut besuchten) Fußballplatz (Leo war ganz neidisch). Die Kinder werden mit dem Schulbus eingesammelt, da die Hütten und Häuser sehr weiträumig verteilt stehen, immer in kleinen Ansammlungen von ungefähr 10 Stück. Das Leben scheint teilweise sehr ursprünglich (die Hütten bestehen aus einem Raum, in dem auch gekocht wird und abends (vor allem als Mückenschutz) ein Feuer angezündet wird. Geschlafen wird auf dem Boden. Hühner und andere Tiere laufen frei herum und das Wasser kommt aus dem Fluss, der direkt neben den kleinen Siedlungen fließt. Andererseits gibt es kaum eine Hütte, in der kein Fernseher flackert, und fast jedes Dach wird von einer Sat-Schüssel geziert. Ab und an sieht man kleine Läden, die in Plastik abgepackte Lebensmittel verkaufen. In den Häusern sieht man vorwiegend Frauen mit kleinen Kindern, da viele der Männer wohl in der Stadt oder den Touristenständen auf der etwas entfernten Straße zu den Cameron Highlands arbeiten - und die größeren Kinder in der Schule sind.

Es gibt hier, im Gegensatz zu Thailand (noch) keinen  Tourismus, der in die Dörfer der Dschungelleute führt. Mike ist aber anscheinend öfter dort und hält es für eine gute Idee, Besuche und Übernachtungen bei den Dschungelleuten anzubieten. Ich selbst habe mich von den Frauen recht merkwürdig betrachtet gefühlt, die Kinder jedoch waren sehr neugierig aufeinander, und Leo wäre unter Garantie am Fußballplatz aus dem Auto gesprungen, um mit den anderen Kindern zu spielen, hätten wir nur etwas abgebremst...

Nach einem weiteren Halt bei einem Wasserfall und einem Stopp, um eine Kleinigkeit zu essen kamen wir am späten Nachmittag in den Cameron Highlands in dem kleinen Ort Brinchang, etwas  hinter Tanah Rata (dem Ort mit dem Hauptrummel), an. Unser Hotel war klein und unser Zimmer hat so gestunken, dass wir dann nachts kaum schlafen konnten - außerdem fing es 10 Minuten nach unserer Ankunft so an zu schütten, dass schon bald klar war, wir würden eine Wanderung am nächsten Tag ersatzlos streichen müssen. Aber glücklicherweise hatten wir ja Mike! Nicht nur rettete er uns davor, an diesem Abend in absolutes Trübsal zu verfallen, indem er mit uns nach Tanah Rata fuhr, um dort etwas zu essen und die paar Läden entlang der Hauptstraße anzusehen- er machte auch ein komplettes Programm für den nächsten Tag für uns, mit Besuch einer Teeplantage, Erdbeeren pflücken und einem Spaziergang durch den "Mossy Forest". Dafür übernachtete er in seinem Auto und strapazierte selbiges ziemlich bei Fahrten durch unwegsames Gelände.

Am nächsten Morgen also ein schnelles Frühstück beim Inder neben unserem Hotel (Roti mit Honig/ Schokolade) und dann ging es los: Erste Attraktion war die Boh Teeplantage. Wir liefen durch die Teeplantagen zu einem Aussichtspunkt mit Cafe, einem kleinen Teeladen und einer Ausstellung, in der die Geschichte des Tees sowie die Herstellung erklärt wurde. Außerdem konnte man in einer kleinen Fabrikanlage den ganzen Maschinen, die hierfür nötig sind bei der Arbeit zusehen. Dass der gesamte Tee der Firma Boh dort hergestellt wird, bezweifle ich allerdings. Nach einer guten Tasse Tee und einem Stück Kuchen für jeden ging es weiter Richtung Urwald.

Mikes Auto kam bei der Bergfahrt hart an seine Grenzen und auch andere Autos blieben immer mal wieder stecken. Schließlich gelangten wir aber zum nächsten Ziel unserer Reise: dem Mossy Forest. Hier führt ein Pfad, vorwiegend aus Holz, durch wunderbar vermoosten Wald. Außerhalb der Regenzeit kann man den Weg wohl erweitern zu einem Zwei-Tages-Marsch durch den Urwald, für den man allerdings einen Führer braucht.

Das letzte Ziel des Tages sollte das Ernten von Erdbeeren sein - wohl ein Highlight in den Cameron Highlands, jedenfalls wenn man davon ausgeht, wie viele Kleinkind-große Stofferdbeeren, (Ver-)Kleidung mit Erdbeeren, etc dort an unendlich vielen Straßenständen verkauft wird. Interessant war es tatsächlich: die Jungs bekamen jeweils ein kleines Plastikkörbchen mit einer kleinen Plastikschere und wurden in ein Gewächshaus geführt, in dem die Erdbeerpflanzen in Plastiktüten voll Erde wuchsen. Zu einem Schnäppchenpreis von umgerechnet gut 8€ hatten wir schließlich ein gutes Pfund Erdbeeren zusammen. Zu dem Preis hatten wir hier bisher immer zu viert zu Abend gegessen... umso mehr Grund, sie gebührend zu genießen!

Nun noch schnell etwas Mais essen (auch ein must-do) und dann zurück zum Hotel. Nun bekamen wir schon eine grobe Vorstellung davon, wie es wohl am Wochenende in den Cameron Highlands aussehen muss. Schon jetzt standen Autos und Motorräder Stoßstange an Stoßstange. Ein Krankenwagen machte unglaublichen Lärm, weil er nicht durchkam. Reisebusse standen verkeilt ineinander. Buden mit unfassbaren Mengen an Plastikschrott, teilweise in Obst- und Gemüseform , säumten die Straßen. Hätten wir nicht schon am Morgen beschlossen, dass wir nicht länger in den Highlands verweilen wollten, hätten wir das dann und dort entschieden. Mir ist wirklich unklar, was die Menschen dort hinzieht. Es gibt riesige Hotelburgen, die am Wochenende komplett ausgebucht sind, trotz Monsun und obwohl es statt Wanderwegen lediglich eine Handvoll zweifelhafter "Attraktionen", wie das Ernten von Erdbeeren gibt. Wir hatten uns wirklich etwas ganz anderes vorgestellt, und ohne "unseren" Mike wäre der Trip ein kompletter Griff ins Klo gewesen- so hatten wir wenigstens eine Teeplantage gesehen und die kleine Wanderung durch den Urwald gemacht, was ohne ihn unmöglich gewesen wäre.

Nach weiteren 4 Stunden Fahrt endlich wieder in KL haben Michael und ich uns noch im Restaurant neben unserem Skypool mit Cocktails und dem Blick auf die Petronas getröstet :-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Heiner de Ole (Sonntag, 06 November 2016 22:30)

    Hallo Ihr Weltenbummler,
    ich freue mich das es Euch gut geht. Das Bild von der Teeplantagenlandschaft ist grandios

  • #2

    Cornelius (Montag, 07 November 2016 21:31)

    Das war jetzt aber mal so richtig Urwald!
    Seid gegrüßt!